Rotes und weißes Blutbild

„Rotes“ Blutbild:

Leukozyten
Die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) sind für die Abwehr gegenüber Fremdstoffen und Krankheitserregern verantwortlich.
Wann immer der Organismus durch das Auftreten von „Feinden“ , wie z.B. Bakterien, Pilzen, Fremdkörpern, oder auch durch extreme körperliche oder psychische Belastung in Alarmbereitschaft versetzt wird, werden die Leukos mobilisiert und beginnen – sofern erforderlich – ihren Kampf gegen „Eindringlinge“ und zur Abwehr von Entzündung.
Zu den Leukozyten zählen alle weißen Blutzellen (Monozyten, Lymphozyten und Granulozyten) in ihrer Gesamtheit. Sie sind z.T. Schwankungen unterworfen.

Erhöhter Wert bei:
– häufigste Ursache ist akute Entzündungen, die nicht von Viren, sondern von Bakterien, Pilzen und Parasiten hervorgerufen
– extremer Streß
– Schockzustände (meist nur kurz anhaltende Vermehrung der Leukozyten)
– Zytostatika (Chemotherapie)
– bei Kompliktaionen von Antibiotikagaben

Stark ausgeprägte Erhöhungen:
– bei den schwersten Erkrankungen des Blutsystems, den Leukämien.

speziell Katze erhöht bei:
z. B. bei Stress (die Blutabnahme reicht dazu aus – Stressleukozytose vor allem bei Jungtieren)
– Bakterien, Pilze, Ricksettien, Protozoon, Diabetis mellitus, Urämie, Endotoxine, Vergiftungen, Myositis, Tumore, Morbus Cushing, Überfunktion im Nebennierenmark, Schilddrüsenüberfunktion, Corticosteroid-, ACTH-, Adrenalin- und Schilddrüsen-hormongaben Hämatome, Hirnblutungen, Encephalitiden, Epilepsie, Leukämie, körperfremde Proteine

deutlich erhöht bei Infektionen, Entzündungen, Gewebszerfall, bei Leukämien oder unter Einwirkung von Cortison

speziell Katze:
Erniedrigt unter 6000 pro ml (Leukopenie) z. B. bei Blutbildungsstörungen, Schock, viralen immuinschwächenden Erkrankungen wie z.B. bei Katzenseuche. (hier ist das prozentuale Verhältnis der verschiedenen Zellklassen der weißen Blutkörperchen wichtig!)

Thrombozyten (Blutplättchen)
Die Thrombozyten dienen der Blutgerinnung.

Vermindert (Thrombozytopenie)
z.B. bei Bildungsstörungen wie Knochenmarkerkrankungen, Infektionskrankheiten, Entzündungen, Tumoren.

Erhöhter Wert (Thrombozytose) bei
z.B. bei Eisenmangelanämie, chronischen Blutungen, operative Eingriffe

Erythrozyten
sind die roten Blutzellen (bei allen Säugern (auch dem Menschen) ohne Zellkern) im Dienst des Sauerstoff- und Kohlendioxydttransportes.
Wenn die Zahl der roten Blutkörperchen verringert ist, spricht man von Anämie, also Blutarmut. Die Hauptfolge von Blutarmut ist die verschlechterte Sauerstoffversorgung des Gewebes.

Erhöhung
(Erythrozytose, Polyglobulie) bei Sauerstoffmangel oder gestörter Sauerstofftransportfunktion, Lungenerkrankungen, Pseudopolyglobulie bei Flüssigkeitsverlusten, Exsikkosen

Verminderung bei:
Anämie.
Anämie bewirkt Schwäche, Mattigkeit und Blässe. Erniedrigte Werte treten oft auch bei Leukose, FIP und FIV auf.

Hämoglobin (Roter Blutfarbstoff)
vermindert bei:
Parasiten (Babesien), Toxinen

Hämatokrit
HCT, HK, HKT, HAT, PCV. Der Anteil des Volumens aller geformten Blutelemente am Blutvolumen (Anteil der Ery-Volumens am Blutvolumen)

Erhöhter Wert:
kann eventuell auftreten bei Austrocknung bedingt durch Erbrechen, Durchfall etc.)

Erniedrigter Wert bei:
aplastische Anämie , chron.Entzündungen und Tumore, Vergiftungen, Leukämie, Panleukämie, chron. Anämie (Sickerblutung) Vit-K-Mangel, Prothrombinmangel, Hämophilie, Thrombozytopenie, blutsaugende Parasisten

MCV
Durchschnittliche Größe der Erythrozyten. Oft erhöht bei Anämien. Der Körper versucht den Mangel an Erythrozyten durch eine Vergrößerung der einzelnen Erythrozyten auszugleichen. Junge Katzen haben niedrigere Erythrozytenzahlen, sie sind aber bis zu 2x größer (Neugeborene) als bei erwachsenen Tiere

Vermindert (Mikrozytose)
bei Hämoglobinbildungsstörungen, z.B. Eisenmangel (hypochromen Anämie)
= Eisenmangelanämie

MCH
Dieser Wert (Norm: 13-17) gibt an, wie viel Hämoglobin der einzelne Erythrozyt trägt. Er ist bei manchen Arten der Anämie erhöht. Der Körper versucht mittels gesteigerter Einlagerung von Hämoglobin in den Erythrozyten deren zahlenmäßigen Mangel wieder auszugleichen.

MCHC
Mittlere Hämoglobinkonzentration des Einzelerytrozyten – errechnet sich aus Hämatokrit und Hämoglobin.

Vermindert
nur bei extremem Eisenmangel.

Erhöht

bei einzelnen Formen hämolytischer Anämien.

RDW (red cell distribution width)
Der RDW zeigt die Verteilungshäufigkeit der Erythrozyten-Volumina auf.
(dient der Funktionsüberprüfung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten))

Diese Anämie-Indices (MCV, MCHC, MCH, RDW) erhebt man eigentlich nur bei Verdacht auf Anämie, um zu gucken, wo die Ursache liegt

 

„Weißes“ Blutbild:

Segmentkernige Normwert 60 – 78 %
Stabkernige Granulozyten Normwert 0 – 4 %

Dass Stabkernige im Blut auftauchen, bedeutet, dass ein Infekt schon viel zu lange wütet. Hier wird es Zeit, dass das RICHTIGE AB eingesetzt wird.

Für die Bekämpfung sind erst mal die Segmentkernigen zuständig, aber wenn die zu wenige werden, weil eben die Entzündung zu lange dauert, bzw. schon lange besteht, erscheint im Blut die Vorstufe der Segmentkernigen, die Stabkernigen.

Neutrophile
sind weiße Blutkörperchen aus dem Knochenmark, die feine sich neutral verhaltende Körnchen enthalten
Neutrophile treten vermehrt bei akuter Infektion auf.

Lymphozyten Normwert 15 –38 %
Zirkulierende Blutlymphozyten stammen aus dem Knochenmark oder Thymus. Die Aufenthaltsdauer im Blut beträgt ca. 8-12 Stunden je Umlauf, die Lebenszeit der Lymphozyten beträgt Monate bis Jahre.

Aufgaben und Funktion der Lymphozyten
Lymphozyten entwickeln im Laufe ihres Lebens eine antigenspezifische Immunität durch den Erwerb von antigenspezifischen Rezeptoren. Sie gehören damit zur spezifischen Immunabwehr. Sie sind beteiligt an der Produktion spezifischer Antikörper, der Immunregulation und haben Aufgaben im Rahmen der Zytotoxizität.

B-Lymphozyten
Die B-Zell-Reifung erfolgt in speziellen Reifungsorganen (Vogel: Bursa fabricii, Mensch: Knochenmark, Wiederkäuer: Peyersche Platten des Ileums). Dort erfolgt durch Antigen-Präsentation die Ausbildung spezifischer membranverankerter Antikörper. Jede B-Zelle kann nur einen bestimmten Antigenrezeptor exprimieren. Erfolgt die Bindung „ihres“ spezifischen Antigens kommt es zur Ausreifung zur Plasmazelle und zur Produktion von spezifischen Antikörpern (humorale Immunität).

T-Lymphozyten
Der Erwerb antigenspezifischer Rezeptoren der T-Lymphozyten erfolgt im Thymus. Dort findet zusätzlich eine Negativselektion statt. T-Zellen, die mit körpereigenen Proteinen reagieren, werden eliminiert. Die übrigen immunkompetenten T-Lymphozyten werden wieder in die Peripherie entlassen. Nach Aktivierung von T-Lymphozyten durch spezifischen Antigenkontakt kommt es zur Freisetzung von Zytokinen und zur Zytolyse (zelluläre Immunität).
Die Anzahl der Lymphozyten ist abhängig von der Produktionsrate, der Zerstörung, der Umverteilung (Rezirkulation) und dem Alter des Tieres (die Lymphozytenzahl ist in den ersten Lebenswochen physiologischerweise sehr viel höher als beim adulten Tier).

Die Weiterentwicklung geschieht in den sekundären lymphatischen Organen, vor allem in Milz, Lymphknoten und Tonsillen, wo sie auch gespeichert werden. Nur ca. 4% des Gesamtbestandes verweilt ständig im Blut. Bei Antigen-Kontakt „schulen“ die im Blut vorkommenden Lymphozyten die in den sekundären Lymphorganen wartenden Lymphozyten auf die abzuwehrenden Antigene.

Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes: Lymphopenie
bei schweren Infektions-krankheiten, Streß, von außen zugeführten oder überproduzierten Gluco-corticoiden.

Mögliche Ursachen eines erhöhten Wertes: Lymphozytose
bei Infektionskrankheiten, in der lymphozytären-eosinophilen-Heilungsphase chronischer Infektionen, llymphatischer Leukose,…

Monozyten
Monozyten reifen im roten Knochenmark unter Einfluss von Granulozyten-Monozyten-stimulierenden Faktoren. Es existiert kein Knochenmarksspeicher, so dass ein erhöhter Bedarf nur durch gesteigerte Produktion gedeckt werden kann. Im Blut verbleiben Monozyten 1-2 Tage.
Im Gewebe reifen Monozyten zu Makrophagen aus. Die Lebenszeit im Gewebe beträgt Monate bis Jahre. Monozyten und Makrophagen bilden zusammen das System der mononukleären Phagozyten (Fresszellen). Ortsständige Gewebsmakrophagen sind z.B. Kupfersche Sternzellen, Alveolar-Makrophagen, Mikro-Gliazellen, Mesangialzellen der Niere, Sertolizellen, Osteoklasten sowie Synovialis-Deckzellen.

Eosinophile Granulozyten Normwert 0 – 6 %
sind zur Phagozytose befähigt sind, lysieren die Antigen-Antikörper-Komplexe, stimulieren die T-Lymphozyten, üben eine dämpfende Wirkung auf entzündliche Prozesse aus, bauen Histamin und Heparin ab.

Erhöhter Wert bei:
– parasitären (u.a. Askaridose) oder allergischen Erkrankungen, Addison-Krankheit, eosinophile Gastritis sowie in der eosinophil-lymphozytären Heilphase.

Basophile Granulozyten Normwert 0 – 1 %
Enthalten Histamin und das gerinnungshemmende Heparin. Daraus leitet sich ihr funktioneller Zusammenhang mit den Mastzellen des Bindegewebes her.

Differentialblutbild:
Stabkernige
Neutrophile
Lymphozyten
Monozyten
Eosinophile
Basophile

Diese Werte werden in Berlin zumindest von den Laboren „Laboklin“ und „Synlab“ erhoben.

Bei Vollblut-Untersuchungen ist weiterhin zu beachten:

Glucose ist bei längerer Vollblut-Lagerung falsch erniedrigt.

Fruktosamin-, Kalium-, a-HBDH-, LDH-, Phosphat- und CPK-Werte sind bei längerer Vollblutlagerung falsch erhöht.

Quellen: Lehrbuch für Heilpraktiker, heiligebirma-thecosyone.de, catgirly.de, felican-online.de, katzen-lexikon.de/Blutbild